Wer an Marke denkt, denkt oft auch an Logo und Slogan. Ich nenne sie die typischen „Insignien einer Marke“. Einen Slogan wünschen sich alle, aber beim Logo kommt doch immer mal wieder die Frage, ob sich das Invest in ein Logo für die Marke wirklich lohnt oder ob es als kleines Unternehmen vielleicht auch ohne ginge.
Viele sehen in einem Logo ein visuell gestaltetes Symbol, das man auf einer Visitenkarte oder einem Flyer oder einer Webseite platzieren kann – oder eben auch nicht. Für sie ist es ein „nice to have“. Vielen ist gar nicht klar, dass das Logo einer der wichtigsten Vertriebsmitarbeiter des eigenen Unternehmens ist. Ich nenne mein Logo gerne die kleinste mobile Einheit, die für mich arbeitet. Alles, was mich im Verkauf professionell unterstützt, ist für mich ein Must-have.
In diesem Artikel zeige ich, warum man, wenn einem seine Marke wirklich am Herzen liegt, nicht beim Logo sparen sollte. Denn ein vom Profi entwickeltes Logo zahlt sich aus.
1. Das Logo ist Ihr Markenbotschafter
Jeff Bezos sagt „Marke ist das, was andere über dich sagen, wenn du den Raum verlässt.“ Es wäre doch schön, wenn man auch in Abwesenheit irgendwie den Eindruck, den man hinterlassen möchte, positiv beeinflussen könnte, oder? Das ist der Vorteil beim Logo: Es verlässt nie den Raum. Es bleibt beim Gegenüber zurück, wenn Sie Ihre Visitenkarte überreicht haben, wenn Ihr Flyer an unterschiedlichen Orten mitgenommen wird, wenn Menschen Ihre Webseite besuchen oder nach einem Vortrag auf Ihre Präsentation gucken. Das Logo ist immer da und arbeitet für Sie bzw. Ihre Marke!
Allerdings kann es nur für Sie arbeiten, wenn es in einer komprimierten Form genau Ihre einzigartige Geschichte erzählt. Das gibt es nicht von der Stange oder für einen Fünfer. Denn bevor ein Designer Ihre Markenstory in einem einzigen Symbol verdichten kann, müssen Sie Ihre Geschichte auf den Punkt bringen können. Wie sagt meine Kollegin Claudia Siebenweiber, die bereits viele Logos meiner Kunden entwickelt hat, so treffend über ihren Beruf: „Kommunikationsdesign ist viel Kommunikation und ein wenig Design.“ Was sie meint ist, dass ein guter Designer viele Fragen stellt, genau zuhört, seinen Auftraggeber mitnimmt, indem er ihn über die Schulter schauen lässt, Feedback aufgreift, bis am Ende aus einer gescribbelten Skizze ein Logo oder Schriftzug entstanden ist, das bzw. der das eigene Unternehmen auf den Punkt genau verkörpert. Je klarer die Botschaft, umso schneller entwickelt sich das Design. Hier hilft vorab eine gute Positionierungsarbeit.
2. Das ansprechende Logo ist eine Abkürzung ins Gehirn des Kunden
Eyetrackingstudien bei Webseitenbesuchern zeigen eines immer wieder: Das menschliche Auge sucht zuerst die Bilder, denn Bilder werden schneller vom Gehirn aufgenommen als Worte. Ein Logo sollte also nicht einfach nur ein kleines buntes Icon sein, wie es viele auf Webseiten gibt oder irgendein austauschbares Signet. Ihr Logo sollte das Bild von Ihrer Marke sein – ein Hingucker, der Ihre Wunschkunden anspricht. In dem Moment, wo sich das Gehirn des potenziellen Kunden mit Ihrer Marke beschäftigt, kann es das nicht gleichzeitig mit einer anderen tun. Sie haben quasi das Alleinstellungsmerkmal im Gehirn.
Was macht ein ansprechendes Logo aus? Ich möchte hier den Gestalter Kurt Weidemann zitieren, der sagte:
Ein Zeichen ist gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann!
Das finde ich sehr treffend. Farben und Formen spielen eine wichtige Rolle. Sie entscheiden darüber, ob ein Logo in Erinnerung bleibt und Assoziationen weckt oder nicht. Ein gutes Logo muss immer auch in schwarz-weiß funktionieren, denn Präsentationen oder PDFs werden meist in schwarz-weiß ausgedruckt.
Ein ansprechendes Logo kann eine Bild- oder eine Wort-Bild-Marke sein. Wann eine Wort-Bild-Marke ein echtes Asset oder Geldverschwendung ist, dazu habe ich einen eigenen Blogbeitrag verfasst.
3. Mit einem professionell gestalteten Logo wirken Sie kompetent und professionell
Gerade bei erklärungsbedürftigen Dienstleistungen ist es extrem wichtig, Kompetenz zu vermitteln. Menschen investieren in andere Menschen oder in Produkte, wenn sie sicher sind, dass am Ende ihre Probleme gelöst bzw.ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Dafür sind sie dann auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Es gibt einige Faktoren, die eine solche Kompetenzzuschreibung fördern. Ein wichtiger Faktor ist der Grad der Professionalität in der Außendarstellung. Das passiert meist auf einer unbewussten Ebene. Und damit sind wir wieder bei den eingangs erwähnten Insignien der Marke: Slogan und eben Logo. Wer sich als Experte oder mit einem hochwertigen Produkt auf dem Markt etablieren möchte, braucht einen professionellen Auftritt. Dazu zählt ein vom Profi gestaltetes Logo.
So habe ich mich zum Beispiel dieses Jahr entschieden, meine Marke „Espressinar“ durch ein eigenes Logo stärker erkennbar und diffenzierbar zu machen. Mit den Seminaren, die ich nach und nach digitalisiere werde, bewege ich mich mehr als bei der Beratung in einem unübersichtlichen Markt mit hohem Wettbewerb. Ich habe mich bewusst entschieden, eigens dafür ein handgelettertes Logo entwickeln zu lassen, um die Wiedererkennbarkeit und die emotionale Verbindung zu stärken. Kommunikationsdesigner Robert Bree beschreibt in dieser Case Study sehr schön, wie viele Schritte und welche Überlegungen dazu gehörten, aus einer vagen Idee ein druckreifes Logo zu erstellen.
Welche Erfahrungen machen Sie mit Ihrem Logo, falls Sie eines haben? Oder haben Sie sich bewusst gegen ein Logo entschieden?
Das ist ein sehr schöner Artikel!
Ich führe seit 10 Jahren eine Werbeagentur (in der ich mich mit den gleichen Themen beschäftige wie Sie das tun) und beschloss 2016, Fotografie als eigene Marke aufzubauen. Hierfür wollte ich meine Unterschrift als Logo verwenden und tat das auch – persönlicher geht es kaum! Und weil mir das so gut gefiel, phantasierte ich, meine Unterschrift auf alle meine Geschäftsfelder auszuweiten: Werbeagentur, Fotografie, Training für Gewaltfreie Kommunikation (letzteres mache ich seit 14 Jahren, aber mehr als Liebhaberei). Die Werbeagentur und die Trainertätigkeit firmieren aber seit Jahren unter „wörterfall – die kommunikationswerkstatt“. Als ich beschloss, alles unter „Michaela Albrecht“ laufen zu lassen, fühlte ich mich so, als würde ich mit einem jungen Kerl durchbrennen und meinen Mann sitzenlassen. Meine Wörterfall-Marke ist gut etabliert und treu – sie hat nicht verdient, einfach abserviert zu werden. Ich brachte es nicht übers Herz, sie ist noch zu lebendig.
Letztlich habe ich jetzt zwei Marken, und das fühlt sich richtig an.
Liebe Michaela, das Gefühl kenne ich! Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, was bleiben darf und was gehen sollte. Die Unterschrift als Logo ist klasse!