Mit der OKR-Methode ohne Verzetteln deine Ziele umsetzen – ideal für kreativ veranlagte Unternehmer:innen

Um sich verstärkt mit den eigenen Zielen zu identifizieren, diese strukturiert im Blick zu behalten und auch tatsächlich umzusetzen, anstatt sie ständig aufzuschieben, ist die sogenannte OKR-Methode (OKR = Objectives & Key Results) das richtige Mittel der Wahl. Ich wende die Methode in meinem eigenen Unternehmen, dem Magnetprodukt-Club, und als OKR-Master beim Digital Media Women e.V. selbst erfolgreich an.

In einem Online-Vortrag bei den Webgrrls hatte ich einen praktischen Einblick in diese Zielsetzungsmethode gewährt. Im Anschluss an die Veranstaltung kam ich mit Unternehmensberater Dirk Raguse ins Gespräch. Er hat mir im Nachgang noch ein paar kluge Fragen zu der OKR-Methode gestellt: Wie sie sich von anderen Zieleplanungsmethoden unterscheidet, warum sie auch für Selbständige und kleine Unternehmen geeignet ist, welche Tipps ich habe, um wirklich dranzubleiben uvm. Die Fragen und Antworten teile ich nachfolgend mit dir.

Die OKR-Methode entstand Mitte der 1970er-Jahre bei Intel und wurde anschließend auch bei Google etabliert. Warum würden Sie auch kleineren Unternehmen und Selbstständigen die Anwendung dieser Methode empfehlen?

Die OKR-Methode wurde ursprünglich für Teams entwickelt und ist letztlich so konzipiert, dass sie auf den einzelnen Mitarbeitenden heruntergebrochen werden kann. Ein kleines Unternehmen arbeitet ähnlich wie ein Team: Alle verfolgen im Idealfall das gleiche Ziel und stimmen sich eng miteinander ab. Auch für Soloselbständige kann die OKR-Methode ein gutes Werkzeug sein, die „Abteilungen im Kopf“ wie Finanzen, Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung etc. gut zu strukturieren und sich nicht zu verzetteln.

Unabhängig von der Unternehmensgröße ist das OKR-Framework das Schweizer Taschenmesser, um große Vorhaben in machbare Schritte herunterzubrechen. Es vereint mehrere Komponenten in einem Werkzeug: Das Planen, die Fortschrittskontrolle und die Rückschau, um zu lernen, was man verbessern kann.

In Ihrem Vortrag zur praktischen Umsetzung der OKR-Methode haben Sie berichtet, dass Sie bereits mehrere Zieleplanungsmethoden ausprobiert haben. Was sind die entscheidenden Aspekte, die Sie an der OKR-Methode – gegenüber den anderen –überzeugt haben?

Ein großer Unterschied zu klassischen Zieleplanungsmethoden ist, dass dort meist sog. smarte Ziele definiert werden. Die Objectives hingegen sind emotional und richtungsweisend. Das stärkt die Identifikation mit dem Ziel und damit die Wahrscheinlichkeit, dass es umgesetzt wird

Mit der OKR-Methode plant man nicht nur Ziele, sondern definiert gleichzeitig das System, mit dem die Ziele umgesetzt werden sollen. Dazu gehören die Key Results, die Aktivitäten und die Fortschrittskala.

Es ist im Idealfall ein in sich schlüssiges und logisches System. James Clear, der Autor von „Atomic Habits“ sagt: „We don’t rise to the level of our goals. We fall to the level of our systems.“ Innerhalb eines OKR-Sets wird sehr schnell deutlich, ob man sich zuviel vorgenommen hat oder nicht.

Der dritte große Unterschied ist, dass man OKRs zyklisch plant und nicht linear. Das bedeutet zu jedem OKR-Zyklus gehören das Planning, die wöchentliche Review zum Fortschritt und eine Retrospektive am Ende des Planungszyklus. Dieser ist maximal 3 bis 4 Monate lang. Das ist nah genug dran, um motiviert zu bleiben, und gleichzeitig weit genug weg, um sich Erfolge zu erarbeiten.

Abb. Zyklischer Planungsprozess mit OKR-Framework (Quelle: Magnetprodukt-Club)

Uns hat Ihre Empfehlung sehr angesprochen, die eigenen Jahresziele eher emotionalisierend, anstatt smart zu formulieren – wir konnten aber nach dem Webinar noch nicht sicher beide Zieltypen hinsichtlich der Formulierung unterscheiden. Wie allgemein bzw. spezifisch sollten also die Magnetziele (Jahresziele) gegenüber den OKRs formuliert sein? Könnten Sie dies durch ein Beispiel noch einmal verdeutlichen?

In der Formulierung selbst gibt es keinen Unterschied, nur im Zeithorizont. Ein Jahresziel kann z.B. lauten: Wir haben begeisterte Kund:innen. Ein Objective im ersten Quartal zu diesem Magnetziel kann lauten: Wir haben die Faktoren unseres Angebots identifiziert, die unsere Kund:innen begeistern.

Abb. Beispiel eines OKR-Sets (Quelle: Magnetprodukt-Club)

Deckt die OKR-Methode aus Ihrer Sicht alle wichtigen Aspekte der Zielformulierung und -planung ab oder würden Sie zu einer Kombination mit einer anderen Methode (z.B. der Getting-Things-Done-Methode) raten? Wenn ja, welches Zielsetzungsvorgehen wäre aus Ihrer Sicht am geeignetsten?

Die GDT-Methode ist eine super Ergänzung zur OKR-Methode. Man hält im OKR-Set zwar die wichtigsten Aktivitäten fest, um seine Schlüsselergebnisse zu erreichen. Das ist aber noch kein Projektplan und auch keine To-do-Liste. Ich sage immer: Die OKR-Methode schließt die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Sprich zwischen Mission-Statement und Projektplan. Um die aus den OKRs abgeleiteten To-dos konsequent umzusetzen hilft GTD.

Abb. Einordnung der OKR-Methode im Verhältnis zu anderen Tools (Quelle: Magnetprodukt-Club)

Die Methode soll durch regelmäßige Reflexionszyklen (wöchentlich, monatlich, nach Quartalsende, jährlich) dem Risiko entgegenwirken, Ziele aufzuschieben. Was würden Sie einer Person empfehlen, die gerade diese wichtigen Reflexionseinheiten immer wieder auslässt? Können Sie uns für diesen Fall einen konkreten Tipp nennen?

Es hilft, feste Termine dafür einzutragen und sich mit anderen zu verabreden. Auch und gerade als Solopreneur:in. In meinem Magnetprodukt-Club machen die Mitglieder damit sehr gute Erfahrungen.

Vor allem große Unternehmen mit einer klaren Vision und Mission nutzen die OKR-Methode. Ist die OKR-Methode aus Ihrer Sicht auch ein geeignetes Tool, um den Purpose eines Unternehmens abzubilden? Wenn ja, warum?

In jedem Fall sind die OKRs eine gute Methode, um dafür zu sorgen, dass der Purpose Wirklichkeit wird. Wenn ich die Ziele plane, sollten sie unbedingt meinem Purpose dienen.

Kann diese Zielplanungsmethode auch in größeren Teams auf Mitarbeiterebene zu mehr Motivation und Etablierung des Unternehmens-Purpose beitragen?

Das kommt sehr darauf an, welche Kultur in dem Unternehmen herrscht. Die OKR-Methode ist zwar sehr vielseitig, aber kein Wundermittel. Um erfolgreich mit OKRs zu arbeiten, bedarf es im Unternehmen einer transparenten Kommunikation. OKRs werden im Idealfall Bottom-up entwickelt und nicht Top-down. Es braucht eine Reflektionskultur, in der Fehler als Irrtümer betrachtet werden und nicht als Vorwürfe kommuniziert werden. Wenn die Mitarbeitenden grundsätzlich nicht motiviert sind, für das Unternehmen zu arbeiten, werden sie keine motivierenden Ziele formulieren können.

Wenn der Purpose gemeinsam mit den Mitarbeitenden erarbeitet wurde und sich alle damit identifizieren, können OKRs ein großartiges Instrument sein, dafür zu sorgen, dass er auch gelebt wird.

Gleichzeitig kann man auch sehr gut mit OKRs arbeiten, wenn man keinen Purpose definiert hat und noch nicht einmal Jahresziele, das der Planungshorizont die nächsten drei Monate umfasst. Dann kann es passieren, dass man zwar in einzelnen Bereichen sehr erfolgreich ist, aber das große Ganze etwas aus den Augen verliert. Zum Ausprobieren kann das aber dennoch ein guter Anfang sein.

Abschließend interessiert uns noch, wie Sie die OKR-Methode persönlich umsetzen: Analog oder digital? Und welches digitale Tool eignet sich aus Ihrer Sicht besonders zur individuellen Zielplanung?

Ich selbst nutze eine einfache Exceltabelle, die ich ausgedruckt in meinem Wochenplaner liegen habe. Am Anfang beinahe egal, ob man sein erstes OKR-Set mit Stift und Papier oder in einer Exceldatei erstellt. Erst einmal ist es wichtig herauszufinden, ob diese Methode überhaupt zu einem passt.

Wenn mehr Leute involviert sind, sollten die OKRs digital und für alle einsehbar verfügbar sein. In virtuellen Teams kann man sie so auch kollaborativ gut erstellen. Es lohnt auch immer zu schauen, ob man die OKR-Planung in einem bestehenden System unterbringen kann. Je weniger neue Tools mit der Einführung der OKRs verbunden sind, desto leichter wird es. Es braucht nicht immer eine extra Software dafür.

Das Wichtigste ist: Anzufangen und spielerisch auszuprobieren. Vielleicht auch mit nur einem einzigen OKR-Set. Nicht versuchen, vorher alles richtig zu machen. Man lernt rückblickend ohnehin, wo man daneben lag.

Nutzt du schon das OKR-Framework? Wie gelingt es dir deine Vorhaben in machbare Schritte herunterzubrechen? Schreib‘ mir gerne in den Kommentaren.

Comments (1)

  1. Eva Lutz

    Hallo Maren, am Montag-Morgen beim Kaffe stelle ich fest: OKR begegnet mir in den letzten Wochen zum 2ten mal. Zunächst wurde ich darauf aufmerksam, als ich mich wieder einmal agilen Methoden zuwandte für einen anstehendes HR offsite. Bei mir entstand der Eindruck, dass OKR die Lücke fürs Management – in größeren Unternehmen – schließt. Du schreibest: „Die OKR-Methode schließt die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Sprich zwischen Mission-Statement und Projektplan.“ Also planen, reflektieren, verbessern – ohne Tun zu müssen an der Stelle oder in der Rolle? Meintest Du das so?

    Im Workshop erschien es mir dann so, als gäbe es keine Aufgabe für das mittlere Management mehr und als würde OKR diesen Verlust schließen und eine Möglichkeit bieten, sich einzubringen – quasi als Sandwich-Übersetzer in Beide Richtungen – also doch wieder eine beschleunigte Steuerung über das WAS – machen wir jetzt und zukünftig eigentlich?, die sich schnell umstellen kann?

    Als Solo einfach mal auf die Meta-Ebene gehen und sehen – was tue ich da eigentlich? Passt das HEUTE noch zu mir? Danke und Grüße, Eva

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