Vertraut/Fremd

Diese Woche war ich in Stuttgart. Das erste Mal nicht nur, um mit der Bahn durchzufahren, sondern um zwei Tage zu bleiben. Den ersten Abend nutze ich, um eine Eisdiele aufzusuchen. Sie lag wunderschön gelegen mit Blick über die Stadt. Ich konnte den Sonnenuntergang genießen. Zufällig entdeckte ich eine kleine Tagesbar, die „Apotheke“. Alles darin kam mir vertraut vor, obwohl ich noch nie dagewesen war.

Andersherum kenne ich es auch. Ein Café, das lange zu meinen Lieblingsorten zählte, hatte sich irgendwie verändert. Vielleicht hatte ich mich auch verändert. Wollte etwas Neues probieren. Manchmal entwickle ich eine Distanz zu etwas Gewohntem.

Wer ein Café als Geschäft betreibt, der kennt das. Am Anfang kommen all die etwas Neues suchen. Nur, wer immer etwas Neues sucht, wird nicht lange bleiben. Man braucht auch Kunden, die im Fremden das Vertraute suchen und immer wieder gerne kommen. Und auch da kann es passieren, dass sie irgendwann sagen: Jetzt war es gut, ich probiere etwas Neues. Das ganze nennt sich im Marketingsprech Kundenlebenszykluskonzept. Wer ein Business betreibt sollte sich bewusst damit auseinandersetzen, was ist es, das vertraut bzw. vertrauenserweckend wirkt.

Gerade im Marketing überbieten sich viele an Originalität. Sie wollen einzigartig wirken und schaffen durch besonders künstlich kreativ anmutende Namen nicht Nähe, sondern ein Gefühl von Fremde. Auch interessant, wie viele Coaches einen anderen Begriff für Coach sehnen, obwohl die Menschen, die einen Coach suchen eben genau einen Coach wollen.

Viele setzen beim Marketing auf diese erste Phase, möglichst schnell vertraut zu werden. Die meisten kümmern sich eher weniger darum, wie das Vertrauen bleibt. Wie Menschen zu Stammgästen in ihrem Business werden. Der Neukunde zählt immer noch mehr als der bleibende Kunde. Noch weniger machen sich Gedanken über die Phase, wenn Vertrautes Fremd wird. Es ist ein schleichender Prozess. Man muss schon genau hinschauen, um es zu bemerken.

Manchmal gibt es natürlich auch den Punkt, wo man einfach loslassen muss.

Dies ist der 17. von 30 Artikeln, die ich nun jeden Tag in 10 Minuten ohne abzusetzen schreibe. Warum ich das tue, kannst du im Artikel „Freischreiben“ nachlesen. Wenn du magst, schenke mir ein Thema, zu dem du einen #10minBlog Beitrag lesen möchtest. Heute bat mich Autorin Jaqueline Claus zum Thema „Fremdes vertraut, vertrautes fremd“  zu schreiben.

Wenn dich diese Challenge begeistert, schließe dich gerne an! Katja, IngaSteffi, Martina, Stefanie, July, Julia, Jessica, Marjeta, Judith, Claudia und Daniela sind auch schon dabei. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert