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2016 war ein seltsames Jahr. Es gab einige echte Höhepunkte und auch ein paar Rückschläge. Wenn ich meine Geschäftszahlen ansehe, bin ich sehr zufrieden. Da passen Umsatz und Gewinn, Auftragsvolumen und die Verteilung über die einzelnen Geschäftsbereiche. Es gab Lob von meinem Steuerberater.
Mein Oberziel „Entspannt erfolgreich“ konnte ich dennoch nicht ganz erreichen. Verantwortlich dafür waren u.a. ein Fahrradunfall und eine Schulteroperation, die ich mich für mehrere Wochen länger als gedacht außer Gefecht setzte. Genau in dieser Zeit hatte ich mir ein Zeitfenster für die Entwicklung meines ersten Onlinekurses gesetzt, die nun nicht stattgefunden hat. Aber wie heißt es so schön: Du verlierst nie. Entweder gewinnst du oder du lernst. Und gelernt habe ich so einiges im vergangenen Jahr. Insgesamt war es wahrscheinlich noch mehr als die nachfolgenden sieben Lektionen.
Lektion 1: Im freien Fall sein ist kein Flowgefühl
Als hätte ich zu Jahresbeginn schon geahnt, dass sich 2016 ganz anders entwickeln wird als das Jahr zuvor, hatte ich mir erstmals außer einem Umsatz- und Gewinnziel und dem ersten Onlinekurs nicht viel Konkretes vorgenommen. Ich hatte keine Roadmap mit Meilensteinen wie sonst, sondern nur das feste Vorhaben, die Dinge auf mich zukommen zu lassen und dann im richtigen Moment schon zu wissen, was ich zu tun habe. Nach dem Motto „Be. Feel. Do.“ startete ich ins Jahr. Meine Vorstellung war, dass ich mich dann ganz im Flow fühlen würde. Doch genau das Gegenteil war der Fall: Ich fühlte mich eher wie im freien Fall. Ich bin einfach nicht der Typ, der in den Tag hineinlebt und -arbeitet. Deswegen gibt es dieses Jahr wieder eine ganz klare Roadmap, die ich via OKR-Methode an mein Lebensziel „Entspannt erfolgreich“ angeknüpft habe. Jeden Punkt auf meiner To-do-Liste kann ich einem konkreten Ziel zuordnen. Manche Menschen würde das einengen, mich beflügelt es. Was ich dieses Jahr auch gelernt habe: Bei unvorhergesehenen Ereignissen weiß ich intuitiv, was gut für mich ist. Dafür muss ich mir aber nicht das ganze Jahr offen halten.
Lektion 2: Die Tage werden nicht länger, nur weil ich mir mehr vornehme
Im Juni 2016 wurde ich von den Digital Media Women mit einem großen Vertrauensvorschuss zur ersten Vorsitzenden gewählt. Diesem Vertrauen und der Verantwortung, die mit dem neuen Amt einhergeht, gerecht zu werden, war und ist mir wichtig. Als Solopreneurin hatte ich bislang meine Kunden geführt oder Marken, aber noch nie eine Organisation mit knapp 100 Mitarbeiterinnen. Was bedeutet Leadership in digitalen Zeiten? Wie schaffe ich einen Impact in der Gesellschaft? Das waren und sind Fragen, die mich beschäftigen und auf die es in ihrer Komplexität keine schnellen Antworten gibt. Ich habe in diesem Jahr also wesentlich mehr Zeit für mein Ehrenamt investiert als noch in den Jahren davor.
Die Tage sind nicht länger geworden, nur weil ich beschlossen habe, mich mit zusätzlichen Themen wie Rehabilitation oder Female Empowerment zu beschäftigen. So hat in 2016 nicht nur die Digitalisierung meines Business gelitten, sondern auch mein Blog. Ich habe insgesamt nur drei Blogbeiträge veröffentlicht. Die Besucherzahlen im Blog bzw. auf der Webseite sind entsprechend deutlich zurückgegangen. Nach dem Erfolg vom Vorjahr hat mich das echt frustriert. Irgendwann habe ich beschlossen, meinem schlechten Gewissen nicht mehr zuzuhören und zu sagen: „Dann ist das eben so!“ Ein Gespräch mit der sehr geschätzten Kollegin Kerstin Hoffmann half mir dabei: Man könne immer nur ein großes Sichtbarkeitsprojekt vorantreiben. Und das seien derzeit die #DMW und nicht mein Blog. Prioritäten setzen ist wichtig.
Lektion 3: Kill your darlings
Zum Prioritäten setzen gehört auch, sich von Dingen oder Themen zu verabschieden. Manchmal auch von sehr liebgewonnenen. Beim Schreiben nennt man das Streichen einer Figur oder einer Szene, die einem besonders ans Herz gewachsen ist, aber am Ende nicht zum Erzählfluss passt, „Kill your darlings“. Mein „Brownbag Networking“ war so ein Herzensthema. Zu Beginn meiner Selbständigkeit gründete ich dieses Netzwerk, bei dem ich einmal im Monat mittags für zwei Stunden zu einem Thema einlud, das für Selbständige wichtig ist. Das waren mal hard facts wie AGB, Scheinselbständigkeit oder Unternehmensplanung, mal soft skills wie Qigong oder das Thema Selbstbewusstsein. Die Idee war, dass Netzwerken aufs Wesentliche reduziert Geben und Nehmen ist und ohne Geld funktioniert. Referenten teilen ihr Wissen, die Menschen schenken zwei Stunden ihrer Zeit und das Essen bringt jeder für sich selbst mit, ähnlich wie in den Brownbag Seminars an amerikanischen Hochschulen. Nach meiner Devise „Gute Gespräche führen zu guten Beziehungen, gute Beziehungen führen zu guten Geschäften“ lud ich in fast acht Jahren zu 50 Veranstaltungen ein. Im Herbst 2016 hatte ich das Gefühl, dass es Zeit wurde, das Format loszulassen. Ich lud zu einem Abschiedsessen ein, bei dem sich etwa zwanzig Menschen versammelten. Es war großartig zu sehen, wie aus den zwanzig Anwesenden über die Jahre Geschäftspartner und teilweise sogar Freunde geworden waren und wie viele neue Ideen entstanden sind. Eine Geschichte mit echtem Happy End!
Lektion 4: Konzentration auf das Wesentliche und Wirksame ist und bleibt ein Dauerbrenner
Meine Gründungsberaterin Dr. Bettina Wenzel von Guide meinte vor gut acht Jahren als sie meinen Businessplan las: „Die Espressostrategie wird einschlagen wie eine Bombe!“ Das gab mir damals ordentlich Rückenwind. Sie behielt recht. Die Idee, die mir an einem schönen Sommertag beim Radfahren kam, trägt bis heute. Auch 2016 habe ich wieder zahlreiche Wunschkunden, Solopreneure und kleine mittelständische Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, dabei unterstützt, ihre Marke auf das Wesentliche und Wirksame zu konzentrieren. Es waren viele großartige Menschen, die ich unterstützen durfte, ihre Marken das Licht der Welt erblicken zu lassen oder einen echten Quantensprung an die Spitze ihres Marktes zu machen.
Da der Wunsch nach Fokus und Konzentration auf das Wesentliche umso stärker wird, je schneller sich unsere Welt vermeintlich dreht, je digitaler Austausch zwischen den Menschen wird, je mehr Kanäle beim Informations- und Entscheidungsverhalten involviert sind, blicke ich zuversichtlich in die Zukunft. Ich bin mit der Espressostrategie bestens gerüstet.
Lektion 5: Comfort Status ist nicht unbedingt komfortabel
In 2016 war ich mehr denn je innerhalb von Deutschland unterwegs (in alphabetischer Reihenfolge): Berlin (3x), Bielefeld, Bochum, Freiburg, Hannover, Karlsruhe (2x), Koblenz, Köln, Leipzig, Passau, Salzgitter. Ich konnte dadurch fleißig Bahn-Kilometer und Bonus-Punkte sammeln. Jetzt habe ich Comfort-Status bei der Bahn. Die Begriffe Komfort und Status klingen irgendwie nach „Entspannt erfolgreich“, oder? Es hat aber auch bedeutet, dass ich sehr viel unterwegs war, oft in vollen Zügen, ohne WLAN, mit Verspätung, genervt und manchmal übermüdet. Teilweise war ich mehr Tage innerhalb einer Woche unterwegs als Zuhause. Einmal sogar nur für 20 Stunden, um meine Mutter im Krankenhaus besuchen zu können. Das ist die andere Seite des viel beschäftigt Seins. Das können auch die Comfort-Serviceleistungen der Bahn nicht kompensieren. Ich bin meiner Familie und meinem Partner sehr dankbar, dass sie sich an meinen Erfolgen freuen und mich bestärken, auch wenn sie dieses Jahr noch weniger Zeit mit mir hatten als vorher. Das finde ich nicht selbstverständlich. Für 2017 ist mehr „Qualitytime“ mit ihnen bereits fest eingeplant. Weniger unterwegs sein halte ich für extrem unwahrscheinlich.
Lektion 6: Handfeste Ergebnisse motivieren
Auch die Espressinare, meine Serie von Kompaktworkshops zu den wesentlichen Themen im Marketing, sind im dritten Jahr seit Einführung gut angekommen. Erstmals waren alle Termine ausgebucht. Das war mir wirklich wichtig und deshalb hatte ich 2016 noch einmal eine ordentliche Schippe drauf gelegt, um ein echtes Workshoperlebnis zu kreieren. Meine individuell entwickelten Canvases, bei dem die Teilnehmer ihr eigenes Konzept auf einem einzigen großen Arbeitsblatt, innerhalb von vier Stunden im Dialog entwickeln, waren hier ein wichtiger Meilenstein. Am Ende des Vormittages konkrete Ergebnisse aufs Wesentliche reduziert haptisch in den Händen zu halten, schafft ein sehr gutes Gefühl. Ich danke an dieser Stelle meiner Kollegin Janina Lermer, die diese Worksheets für mich in eine sehr schöne druckbare Form gegossen hat. Nach dem Motto „Sharing is caring“ werde ich diese Worksheets in Bälde zum Download öffentlich zur Verfügung stellen.
Lektion 7: Ein Brachjahr tut gut
In der Landwirtschaft empfiehlt sich alle sieben Jahre ein Brachjahr einzulegen. In diesem Jahr erholen sich die Böden und sammeln Nährstoffe für die neue Fruchtfolge.
Nicht ganz freiwillig und sehr schmerzhaft entwickelte sich mein achtes Geschäftsjahr zu einem solchen Brachjahr. Auch wenn es sich nicht so gut anfühlte, stelle ich in der Rückschau fest, dass sich in der Zeit des Nicht-Bloggens und Nicht-neue-Produkte-Entwickelns in meinem Hinterkopf einiges getan hat. Ich habe neue Einsichten und neue Tatkraft getankt, um die nächsten sieben Jahre anzugehen.
Was wird nun also in der neuen Fruchtfolge bei mir wachsen und gedeihen?
Was haben Sie in diesem Jahr gelernt oder gewonnen? Ich freue mich über einen Kommentar.
Dieser Blogbeitrag nimmt an der Blogparade „2016/2017: Was bleibt – was kommt?“ von Marit Alke teil. Ich bin froh, dass sie die Deadline dafür auf den 6. Januar gesetzt hat, sonst wäre ich vielleicht wieder nicht aus dem Quark gekommen. So ist dies ein schöner Auftakt für viele weitere Artikel in diesem Jahr. Wer schreibt, der bleibt, heißt es ja so schön…
Comments (13)
Vielleicht hast Du nicht viele Blogbeiträge geschrieben in letzter Zeit, aber dieser hier hat sich gelohnt.
War interessant zu lesen und ich drücke Dir beide Daumen, dass 2017 nun so läuft, wie Du Dir das vorstellst.
Bis hoffentlich bald mal wieder in Hamburg oder München liebe Maren.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Vielen Dank, liebe Charis! Das motiviert mich 🙂
Wow. Wie Charis schon schreibt. Dieser Blogbeitrag hat sich gelohnt.
Er ist voll von Impulsen und Learnings.
Gibt Anregungen mein eigenes Arbeiten zu überprüfen, ob Vorgehensweisen, die für dich stimmen, auch für mich anwendbar/empfehlenswert/genau richtig wären.
Und schlußendlich transportiert dieser Blogpost deine Kompetenz ohne selbstbeweihräuchernd zu sein.
Dein Espresso ist wirklich vom Feinsten 🙂
Andrea
Liebe Andrea, vielen Dank für deine tolle Rückmeldung! Darauf gönne ich mir gleich mal einen Espresso 🙂
Ich mag deine Metapher mit dem Ackerbau, Maren! Du hast die Fähigkeit, aus der Vogelperspektive auf dein Tun zu schauen – eine große Gabe! Chapeau! 🙂 Damit schaffst du, um in Bild zu bleiben, den Nährboden für ein nach innen und außen erfolgreiches Leben.
Alles Gute für deine nächsten sieben Jahre! Deine Katrin
Vielen Dank, liebe Katrin! Ja, es fühlt sich im Gegensatz zum letzten Jahr sehr stimmig für mich an.
Liebe Maren, ich finde es wunderbar, wie klar du dein Jahr reflektierst. Danke für das Teilen deiner Learnings! Gespannt bin ich auf die neue Fruchtfolge, besonders deine neue Website und die Toolboxes 🙂
Möge es ein großartiges, espressionistisches Jahr für dich werden!
Martina
Liebe Martina, vielen Dank! Ich bin auch schon gespannt 🙂 Dein Kurs hat mir auch geholfen, ein Stück mehr Klarheit über mich und mein Tun zu bekommen. Gefällt mir richtig gut.
Hallo liebe Maren,
danke für die sehr persönlichen Einblicke! Das Bild des Ackerbaus finde ich sehr stimmig – und dann macht auch das Brachjahr absolut Sinn. Auch wenn das mit dem Unfall natürlich alles andere als schön war! Wie klasse, dass du das nächste Erholungsjahr pro-aktiv einplanst – sehr inspirierend!
Ich unterstütze dich auch in 2017 gern weiter beim Entwickeln deines Kurses – das wird gut werden mit deinen Espressinaren to go. Vorher hast du dir ja noch ein paar andere Dinge vorgenommen – und für alles wünsche ich dir gutes Gelingen! Vor allem für das große Ziel, „entspannt erfolgreich“ zu sein! 🙂
Herzliche Grüße
Marit
Vielen Dank, liebe Marit! Auch für die Unterstützung. Die Espressinare to go sind eine wichtige Voraussetzung für das Sabbatjahr 🙂
Yay, Maren!
Was für ein Artikel, was für ein Auftakt – so schön, wie ehrlich und direkt und motivierend-nicht-überstülpend du schreibst.
Auf ein weiteres tolles gemeinsames Jahr,
Ricarda
Vielen Dank! Ja, auf ein weiteres tolles gemeinsames Jahr 🙂
Wow, Maren!
Mir ist noch ganz schwindlig vom Lesen. So viele Eindrücke. Vielen Dank für deine Offenheit und den Einblick. Wie wertvoll auch für mich persönlich als Inspiration, mein letztes Jahr zu reflektieren.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen ein wundervolles Jahr 2017 und freue mich sehr auf hoffentlich viele Begegnungen, u.a bei deinen Workshops und unseren Beratungen zur Weiterentwicklung der Marke permanaut.
Viele Grüße
Roman