Gastbeitrag: Wie du mit deiner Website glücklich wirst.

Webdesignerin Ricarda Kiel richtet sich mit dem folgenden Gastbeitrag an all diejeigen, die gerade über eine neue Webseite nachdenken. Viele Unternehmer betrachten ihre Onlinepräsenz als lästige Pflichtübung. Besser ist es, „eine Website, zu der du eine richtige Beziehung hast“  zu bauen. Wie das konkret geht, erklärt sie in vier Schritten.

 

1. Die lästige Seite

Die Chancen stehen gut, dass wer immer dich zu deiner Selbständigkeit beraten hat (vorausgesetzt die Beratung fand in diesem Jahrtausend statt), dir keine andere Wahl ließ, als dir eine Website zu beschaffen.

Vermutlich hast du dich gefügt, oder bist dabei dich zu fügen. Du hast einen Web-Designer gesucht und beauftragt, hast nächtelang an diesen seltsamen Schatten auf deiner Schlafzimmerwand gestarrt und überlegt, wie deine Hauptnavigation aussehen soll, bist die Websites deiner Mitbewerber durchgegangen. Du hast herausgefunden, was dir halbwegs gefällt und was dich auf Seiten nervt, hast entsprechende Anweisungen formuliert und weitergegeben.

Später hast du eine Website erhalten, warst zufrieden oder nicht so ganz, hast deine Texte geschrieben oder von einer in deinen Augen textfähigeren Person schreiben lassen, die Texte eingefügt oder einfügen lassen und jetzt ist die Pflicht erledigt. Die Seite ist online, du bist ziemlich stolz, Freunde finden sie schön, Kunden besuchen sie und rufen dich an.

Endlich ein Haken dran und zurück zu den wichtigen und drängenden Dingen.

2. Wie es anders sein könnte.

Ich stemme mich gegen diese Haltung, und das solltest du auch.

Eine Website ist so viel mehr als eine Pflicht, die es einmalig zu erledigen gilt.

Eine Website gehört laufend zu den wichtigen und drängenden Dingen in deinem unternehmerischen Tun – weil sie dir laufend helfen kann, deine wichtigsten unternehmerischen Fragen zu klären.

Wenn du dir eine Website baust oder bauen lässt, die sich in deine Arbeitsabläufe einfügt, kann sie zu einem Motor für dein System werden. Zu einem lebendig schlagendem Herz: deine Ideen und Erkenntnisse strömen hinein und werden von dort nach außen verteilt, in deine Umgebung, und von draußen fließen neue Erkenntnisse zurück.

Deine Website – deine gesamte Präsenz im Netz – ist ein einzigartiges Werkzeug, denn sie hat einen direkten Anschluss an die Öffentlichkeit. Was du auf deine Website stellst, kann eine andere Person erreichen, und diese Person kann berührt davon sein und darauf reagieren.

Diese Tatsache steigert das Drama beim Arbeiten an der eigenen Seite, schärft aber gleichzeitig das Bewusstsein der eigenen Aussage auf eine ganz nützliche Weise. Wenn du dich einmal in einem Rhythmus befindest, der regelmäßig Ideen von innen nach außen spült, verlierst du dich viel seltener in den Weiten deiner Innenwelt. Du kannst nicht im deinem Saft versumpfen, wenn ein großer Teil deiner Arbeit in einer gewissen Öffentlichkeit passiert.

3. Wie es anders geht.

Manchmal möchte ein Gründer vor allem deshalb eine Website, weil es ihm oder ihr peinlich ist, sagen zu müssen „Ich hab‘ noch keine Seite“. Mancher will eine Website, weil die Bekannte, die sich auch grad selbständig macht, schon eine hat. Oder weil das „halt  dazugehört“.

Das sind alles gute Anstöße, um sich die ersten Gedanken über die eigene Seite zu machen. Aber! Diese Erwartungshaltung von außen ist ein zu wackliger Boden, als dass sich darauf eine gute Seite bauen ließe.

Besser ist es, wenn du selber weißt, was du mit deiner Website anfangen willst – und was genau deine Seite für dich tun wird. Denn die soll ja nicht einfach nur existieren, sondern zu einem Werkzeug werden, das du gerne und selbständig nutzt.

Und was kann man alles mit einer Website anfangen? Eine sehr berechtigte Frage!

Ein guter Einsatz für eine Website, für Anfänger genauso wie für Internet-Profis, ist folgender: lass deine Website deinem aktuellen Stand immer genau einen Schritt voraus sein. Nutze sie als Werkzeug, mit dem du deiner unmittelbaren Zukunft eine Form gibst. Du baust eine Form – in der Öffentlichkeit – und wächst hinein.

Damit tust du dir zweifach einen Gefallen: zum einen gibst du dir selber eine Richtung an. Du verpflichtest dich über diese Öffentlichkeit, so groß oder klein sie auch sein mag, zu deinen Zielen und nächsten Schritten.

Und zum anderen ziehst du mit dieser deutlich formulierten Vision von dir neue Menschen an. Du ziehst damit Leute an, die sich mit der nächsten Version von dir unterhalten wollen, die dir also das bereits zutrauen, wovor es dich vielleicht innerlich noch ein wenig zittert.

Ich lerne es immer und immer wieder: das Vertrauen der anderen hilft, Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu haben. Und schon bist du wieder einen Schritt weiter und hast wieder eine neue Möglichkeit aufgedeckt.

4. Wie das ganz konkret geht.

Hier vier Schritte, mit denen du an diesen schönen Punkt kommen kannst:

Gestatte dir überhaupt erstmal, diese nächste Version von dir zu denken.

Erlaube dir dann, deine Website für dieses Experiment zu nutzen. Falls dir die Vorstellung Angst macht: überlege, vor welcher Person in deinem Umfeld du überhaupt keine Angst hast – wer deine Veränderungen und Fortschritte begrüsst und aktiv unterstützt. Und dann schreibe deine Seite für genau diese Person.

Fang mit kleinen, aber regelmäßigen, Änderungen an – zum Beispiel eine Mini-Änderung alle zwei Wochen. Eine frischere Farbe für deine Links. Ein entspannteres Foto von dir. Das „Herzlich Willkommen auf meiner Website“ ersetzt durch einen aussagekräftigeren Text. Eine klitzekleine neue Formulierung auf deiner Über-Mich-Seite.

Beobachte die Reaktionen auf deine Änderungen. Was für Anfragen erhältst du jetzt, wie beschreiben dich andere inzwischen, mit was für Worten und Ideen kommen Menschen auf dich zu? Und mit was für Worten und Ideen sollen sie in Zukunft auf dich zukommen? Zeige deine Website mal wieder öfter, vielleicht auch fremden Menschen. Beobachte, wie andere sich auf deiner Seite bewegen.

So kannst du eine Beziehung zu deiner Website knüpfen, die natürlich eigentlich eine Beziehung zu dir selber und zu deinen Vorstellungen über deine selbständige Arbeit ist. Und diese Beziehung ist so viel lebendiger und reicher als das typische Abhaken und erst-ein-Jahr-später-wieder-draufschauen.

Webdesignerin Ricarda KielRicarda Kiel ist Webdesignerin und Gründerin von „Die gute Website“, einem Schritt-für-Schritt-Kurs, der kreativen Selbständigen hilft, ihre eigenen Websites selbst zu erstellen. Sie sagt: „Ich möchte in einer Welt leben, in der jeder mühelos beitragen kann, was er oder sie zu geben hat. In der jeder, der etwas zu geben hat, eine funktionierende, einfache Website erstellen kann, die genau das ermöglicht: der Welt etwas Wertvolles zu geben.“ Hier geht’s zum kostenlosen Starterset.

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