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Inspiriert von Tiffany Shlain verzichtete ich letzte Woche von Freitag- bis Samstagabend zum ersten Mal außerhalb eines Urlaubs komplett auf meinen Rechner und mein Smartfon. Für manch einen eine leichte Übung, für mich eine Herausforderung, denn ich zähle mich zu den heavy usern. Als mein Kind mich fragte „Und was machst Du dann heute Abend?!“ war spätestens klar: Der Schritt war überfällig.
Die besondere Herausforderung war, dass ich am Samstag einen Vortrag über Social Media Marketing halten sollte. Normalerweise führe ich bei solchen Anlässen eine Powerpoint-Präsentation mit vielen bunten Bildern im Handgepäck mit. Das war nun nicht möglich. Also setzte ich mich am Freitag noch einmal hin und überarbeitete mein Konzept so, dass ich mit einem einzigen Flipchartbild und einer guten Geschichte auskäme. Dank meines kürzlich zurückliegenden Visual-Facilitation-Workshops hatte ich dafür das nötige Handwerkszeug. Das war eine sensationelle Erfahrung, weil ich noch einmal fokussierter an das Thema heranging. Im Zuge dieser Vorbereitung entstand ein Chart, das ich nun zentral in alle meine Seminare, Workshops und Vorträge einbauen kann. Die Story ist „Was haben Social Media und ein asiatischer Gemüsemarkt gemeinsam?“. Beides zusammen erklärt auf einfache und eingängige Weise, was das Wesentliche und das Wirksame in Sachen zeitgemäßer Kommunikation (nicht nur Social Media) ist.
Den Weg zur Location suchte ich mir am Vorabend zum ersten Mal seit langem über den Stadtplan und nicht über Googlemaps heraus. Da ich allerdings früh morgens aufstehen musste, wurde ich einmal schwach: Denn mein iPhone ist auch mein Wecker.
Der Vortrag war auf ganzer Linie ein Erfolg. Alle gingen gut mit. Mein Chart inspirierte Zuhörerin Ulrike Bergmann, meinen Vortrag nicht wie üblich linear mitzuschreiben, sondern mittels „graphic recording“ aufzuzeichnen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen wie ich finde.
Was Social Media und ein asiatischer Gemüsemarkt gemeinsam haben …
Diese Erfahrung war ein echtes Highlight für mich. Papier und Stift machten es möglich … Ich sage ohnehin „Die wesentlichen Dinge passieren immer noch analog“.
Den restlichen Samstag verbrachte ich mit meditativem Aufräumen (mein Homeoffice war nie ordentlicher!) und las seit langem mal wieder ein Buch. Der Titel lautete passenderweise „Gut reicht völlig – Selbstbewusste Wege aus der Perfektionsfalle“. Es geht u.a. darum, dass wir uns selbst bewusster werden, was uns gut tut. Für den Technolgy Shabbat kann ich sagen: Die 24-stündige Technikabstinenz hat mir sehr gut getan. Sie hat mein ansonsten hektisches Leben auf angenehme Weise entschleunigt, mindestens eine gute Idee und viele interessante Gespräche beschert. Ich freue mich schon auf heute Abend, Sonnenuntergang, wenn es wieder heißt „Technolgy Shabbat!“
Wie erleben Sie sich selbst im Umgang mit der Technik? Liegt das iPhone immer auf dem Tisch? Gibt es bewusste Auszeiten?
Nachtrag 3. Juli 2013: Auf der Webseite der Digital Media Women habe ich einen Zwischenbericht zu meinem Technology Shabbat geschrieben: Ein Social Media Junkie packt aus: “Ich muss abschalten, um abzuschalten”
Comments (22)
Frau BusinessPussy *ggg* hat darüber ja auch geschrieben:
http://businessforpussies.com/2013/04/13/traust-du-dich-wochentlicher-technologie-sabbatt/
Ich finde das ja total spannend, vielleicht sollte ich ja auch mal?
Ja, Katja und ich lesen wohl die gleichen Quellen 🙂
Es muss ja nicht gleich zur Routine werden, Susi, aber es einfach auszuprobieren und zu schauen, wie Du Dich selbst dabei erlebst ist spannender als jedes Fernsehprogramm – so war es jedenfalls bei mir. Wobei: Ich habe gar keinen Fernseher also ist das eine reine Vermutung. Nennen wir es „Abenteuer Alltag“!
Wow, liebe Maren, das ist eine tolle Geschichte und ich ziehe meinen (nicht vorhandenen) Hut vor Dir. iPhone-Abstinenz ist eine Herausforderung, der ich mich viel zu selten stelle… und bei einem Fachvortrag auf Powerpoint zu verzichten, jagt mir im ersten Moment glatt Angst ein, weckt aber im Anschluss direkt das Bedürfnis, das auch mal auszuprobieren 🙂
Danke für die Inspiration!
Liebe Katja, sehr gerne! Es ist ein Wagnis, das sich lohnt einzugehen. Beim QiGong klappt es ja auch 😉
Vorträge sind auch nicht so lang. 45-60 Minuten können die Menschen gut Inhalte anhand einer Geschichte und eines Bildes aufnehmen. Bei Workshops und Seminaren werde ich wohl auch künftig nicht auf eine Präsentation verzichten. Aber wer weiß… sag‘ niemals nie… Ich bleibe offen!
Was für eine wunderbare Geschichte liebe Maren.
Gefällt mir total gut und reizt zur Nachahmung.
Nicht morgen, aus Gründen, aber wohl ein andermal 🙂
Liebe Martina, das freut mich sehr. Lass mich wissen, wenn es soweit ist!
Liebe Maren; ich merke: deine offene Haltung und deine Neugier führt dich auch mal zu dem schon fast vergessenen Weg der Paper- Präsentation. Es freut mich sehr, dass die Social Media Frau die Wege der innere Achtsamkeit geht. Es auszuhalten ohne Technik aus zukommen und bewusst zu entschleunigen, lässt sich ganz gut durch Qigong lernen. In der achtsame Übung erinnern wir uns wieder an das uns schon bekanntes aber vergessenes Kindheit-Gefühl der Versenkung im Tun und völligen „bei sich sein“. In meinem Qigong Kurs am Freitagvormittag geht eben darum bewusst zu entschleunigen und durch Qigong die Kompetenz differenzierte und gleichzeitig ganzheitliche Denkweisen und Handlungen bei sich zu fördern. Im Mai gibt es noch freie Termine: http://zirancoaching.wordpress.com/kurse/
Ich bin gespannt, wie es den Freiberufler gelingt die Aufmerksamkeit nach innen zu richten…
Liebe Patrycja, dafür wünsche ich auch gutes Gelingen. Katja Heinemann (siehe oben) hatte schon versucht, mir QiGong nahezubringen, aber es ist nicht ganz mein Ding. Ich schalte am besten ab, indem ich mich von A nach B bewege… zu Fuß, auf dem Rad, im Wasser… Hauptsache draußen 🙂
Liebe Maren, deine Schilderung (nachdem mich Katja auch schon angeteased hat;) hat mich endgültig überzeugt, das auch mal durchzuziehen, denn das ständige An-der-digitalen-Nabelschnurhängen nimmt für mich manchmal erschreckende Ausmaße an. Und ich habe auch den Verdacht, dass es, neben anderen unangenehmen Begleiterscheinungen, die Produktivität enorm einschränkt. Arbeitest du eigentlich dann am Freitag quasi vor? (Also, auch wenn du keine PPT vor dir hast?) Und spannend wäre ja auch, den Shabbat an zwei Tagen mitten in der Woche durchzuführen, Oder? – aber die meisten von uns Freiberuflern sind ja wahrscheinlich eh‘ notorische Wochenend Arbeiter. Wünsche ein schönes WE 🙂
Liebe Eva, „digitale Nabelschnur“ ist ein sehr treffender Begriff! Den Verdacht mit der Produktivität habe ich auch. Deshalb habe ich mir jetzt „Rescue time“ installiert, da bekomme ich meine Produktivität im Verhältnis zu meiner Prokrastination visualisiert. Erschreckend! Aber das Netz inspiriert mich auch zu vielen Dingen. Ohne das Video von Tiffany wäre ich nie auf die Idee gekommen einen technology shabbat einzulegen.
Der Sabbat lässt mich auf jeden Fall bewusster mit dem Medium Internet und mit meiner Arbeitszeit am Wochenende umgehen. Den Vortrag konnte ich noch gut am Vortag vorbereiten. Dann war aber auch schon fast Schicht im Schacht. Ich habe am Samstag festgestellt, dass ich nichts weiteres arbeiten konnte ohne meinen Rechner zu gebrauchen. Sogar meine Fahrtkostenabrechnung (so ein klassischer Wochenendjob) konnte ich nicht machen, weil ich dafür etwas hätte ausdrucken müssen. Da könnte Vorplanen helfen. Ich habe es heute dennoch nicht gemacht. Ich lass mich überraschen, was mir heute Abend und morgen fehlen wird.
Unter der Woche ohne Technik zu arbeiten wäre definitiv eine echte Herausforderung. Emails, Twitter, Facebook checken ist für mich wie den Puls meines Netzwerks, meiner Geschäftspartner und meiner Kunden zu fühlen. Das wäre wohl nur mit Vorankündigung und guter Planung möglich. Kunden müssten wissen, dass ich nur über Festnetz zu erreichen wäre (die meisten haben nicht einmal die Nummer 😉 )
Aber große Veränderungen fangen ja bekanntlich klein an. Also warum nicht auch mit dem technology shabbat am Wochenende, der sich irgendwann ausdehnt. Eine spannende Erfahrung wäre es sicherlich!
Lass mich wissen, wenn und wann Du Dich „abgenabelt“ hast!
Hallo Maren,
Gratulation zur Auszeit und der erfolgreichen Visualisierung. Ich hoffe, Du hast Gefallen daran gefunden.
Seit mehr als 13 Jahren setze ich bei dies schon bei allen Seminaren ein und das Feedback – wie bei Dir – hat mich immer angespornt es noch besser zu machen. Seit ein paar Jahren arbeite ich auch als Graphic Recorder und visualisiere die Kernaussagen von großen Firmenevents auf metergroßen Papierpostern. Das Erstaunen, das unglaubliche Feedback und das Leuchten in den Augen der Seminarteilnehmer ist für mich immer wieder ein großer Ansporn. Natürlich hilft mir dabei das zeichnerische Talent, aber das ist für eine erfolgreiche Visualisierung keine Voraussetzung. Das merke ich bei meinen Kursteilnehmern zur Visualisierung immer wieder. Es gibt definitiv eine Welt jenseits von PowerPoint und die erlebt momentan ein reges Interesse.
Ich bin gespannt, ob ich Dich auch mal live bei der Visualisierung erleben darf. Sag mir doch Bescheid, wenn wieder etwas ansteht. Vielleicht kann ich es mir einrichten, vorbeizukommen
Herzliche Grüße,
Wolfgang
P.S. Deine Kühe finde ich immer zum Quietschen!
Lieber Wolfgang, vielen Dank für Deine schöne Rückmeldung. Und das vom Meister dieses Fachs! Für mein Flipchart habe ich beim Entwerfen vier Anläufe gebraucht. Graphic Recording ist da nochmal eine Nummer anspruchsvoller. Respekt! Gerne lasse ich Dich wissen, wenn ich mal wieder einen Vortrag mit Visualisierung mache.
Ich muss gestehen: bis vor etwa zwei Stunden fand ich einen Technology Shabbat eine ganz alberne Idee. Ich? Verzichten? Auf Computer? Oder Smartphone? Nö! Bis ich vorhin das Video von Tiffany Shlain gesehen habe, dann Deinen Artikel dazu gelesen habe und auch bei „Business for Pussies“ was dazu fand. Erschrocken war ich aber vor allem über meinen ersten Gedanken nach dem Video: das kann ich gar nicht machen, weil mir mein Job als Social Media Managerin das nicht erlaubt. Also schon allein aus beruflichen Gründen auch am Wochenende ans Smartphone oder Computer gefesselt? So fühlt sich das jetzt plötzlich an und so ein Shabbat klingt gar nicht mehr absurd, sondern schön und vor allem gesund und notwendig. Ich werde darüber nachdenken – über die Notwendigkeit der Erreichbarkeit und des ständigen „im Auge behalten“ von Social-Media-Kanälen, über Auszeiten und über mein Verhalten mit dem omnipräsenten Internet. Danke für die Inspiration dafür!
Liebe Franziska, ich freue mich, dass ich Dich inspirieren konnte! Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, wenn ich wegen der Arbeit keinen Technology Shabbat machen kann, stimmt etwas mit meiner Arbeit nicht, nicht mit der Idee des Techniksabbats. Ich muss da noch etwas besser organisieren… Möglicherweise ist es für Dich leichter, die Auszeit flexibler zu halten. Ein Vortrag lässt sich wie geschehen auch analog halten, eine Facebookseite betreuen lässt diese Möglichkeit nicht zu. Aber ich finde, auch ein Social Media Manager sollte eine Auszeit bekommen.
[…] Nudeln esse. Ich kann gut ohne Technik auskommen. Gern empfehle ich hier den Blogbeitrag von Maren Martschenko, die sich eine Auszeit von der wöchentlichen Technik […]
[…] Nun also eine Auszeit von der Technik. Einmal pro Woche 24 Stunden kein Smartphone und kein Computer. Von Freitag- bis Samstagabend. Ich nenne es inspiriert von Tiffany Shlains “Technology Shabbat“. […]
[…] Idee für meine wöchentliche Social Media-Auszeit habe ich von Maren Martschenko: Technology Shabbat – meine wöchtenliche Auszeit von der Technik. Inspirierender als professionelle (und oft sehr theoretische) Tipps zum Zeitmanagement finde ich […]
Hi,
bei mir ist es so, dass ich bewusst auf die Technik nicht verzichten kann und möchte. Manchmal gibt es Zeiten, wo ich zum Beispiel keinen Internetzugang habe und das ist schon mehr als herausfordernd. Ich fühle mich nicht gut dabei, da ich tagtäglich das Internet konsumiere. Mein Smartphone ist für mich weniger wichtig, da ich alles über die eMail und das Internet erledige. Ich bin ehrlich gesagt als Blogger auf das Internet angewiesen und gehe regelmässig meinen Webaktivitäten nach. Leider kann man deine Kommentare nicht abonnieren. Es wäre schon sehr hilfreich, wenn diese Funktion vorhanden wäre. So kann ich weiteren Kommentaren folgen.
Lieber Alex, das Gefühl kenne ich. Seit ich einmal die Woche die Auszeit mache, sehe unfreiwillige Internetpausen gelassenr 😉 Der Hinweis auf die fehlende Kommentarabofunktion ist interessant für mich: Die Kommentarzahl bei den meisten meiner Artikle geht gegen 0. Das war gar nicht erforderlich! Freut mich, dass sich das nun ändert. Mal sehen, welches Plugin zum deutschen Datenschutzrecht passt. Erfolgreiches Bloggen weiterhin!
[…] institutionalisiert hat. Auch Maren Martschenko hat mir heute auf Facebook einen Verweis auf ihren Blogartikel dazu geschickt. Ich finde die Bezeichnung wunderbar treffend für die digitale Auszeit, weil […]
Liebe Maren,
eben habe ich eine Abwesenheitsnotiz von Dir bekommen, in der dieser Artikel verlinkt war. Wie passend, denn vor einigen Tagen musste ich wieder an ihn denken. Eben habe ich meinen Kommentar gelesen – Mai 2013 scheint zehn Jahre weit weg zu sein. Das war damals ein wirklich sehr schlimmes Arbeitsleben für mich, diese von einem Arbeitgeber erzwungene/erwartete ständige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit ist nichts, was ich je wieder erleben möchte. Inzwischen habe ich einen Wecker und das Telefon (das seit Jahren mein Wecker war) ist morgens und abends nicht das Erste und Letzte, was ich in die Hand nehme. Gerade gewöhne ich mir eine Morgenroutine an, die mich entspannter und fokussierter in den Tag starten lässt. Technology Shabbat ist auch nicht mehr weit. Bald gehe ich für einige Tage für eine Auszeit in ein Kloster und damit komplett offline – bin schon gespannt, wie das werden wird.
Viele Grüße
Franziska
Das klingt spannend, Franziska! Eine Morgenroutine, die mich entspannter und fokussierter in den Tag starten lässt, fehlt mir noch. Davon musst Du mir bei Gelegenheit mehr erzählen!