10 Fragen an Unternehmensberater Alexander Reschke

Alexander Reschke ist Gründer und Geschäftsführer von Konsort, einem Beratungsunternehmen für die Investmentfondsindustrie mit Schwerpunkt auf Verwahrstellen. Das ist ein kleiner feiner Nischenmarkt, wie es ihn selten gibt: Komplexe Prozesse auf Kundenseite, eine überschaubare Anzahl Marktteilnehmer bei gleichzeitig wachsendem Umsatzvolumen. Ein Traum! Wenn der Preiskampf nicht wäre, der mit diesen Rahmenbedingungen einhergeht…

Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben?
Konstruktiver Bedenkenträger.

Mit dem Hang, sich nicht an Vorgaben zu halten.

Was begeistert Sie am allermeisten an Ihrem Business?
Die Abwechslung und das Unmittelbare. Durch die Arbeit vor Ort beim Kunden sieht man auch in komplexen Tätigkeiten die Ergebnisse und Auswirkungen der eigenen Arbeit, bekommt unmittelbares Feedback. In den klassischen, großen Unternehmensberatungen arbeitet man oft an den Extremen: entweder bei der Ausarbeitung einer abstrakten Strategie oder Vorgehensweise, wo man nicht mehr sieht, wie sie im Detail umgesetzt wird, oder an der Umsetzung eines Details, ohne dass man das große Ganze betrachten oder gar beeinflussen kann. Durch die Fokussierung auf unseren sehr begrenzten Zielmarkt können wir Themen von Anfang bis Ende begleiten, diskutieren Produktideen und Gesetzentwürfe und sind dabei, wenn sie im Tagesgeschäft angekommen sind.

Wer oder was inspiriert Sie?
Mich inspirieren gute Ideen. Wenn jemand eine gute Idee hat und sie eventuell sogar umsetzt– egal ob im Business, im Marketing oder auch in der Kunst, überlege ich, ob sich das auf unser Geschäft übertragen lässt.
Oft geht das nicht oder es gibt keinen praktikablen Weg, aber allein das Nachdenken darüber ist meist eine Bereicherung und manchmal kann später doch noch etwas daraus machen.

Aus welchem Fehler haben Sie am meisten gelernt?
Ich habe mal, als ich noch selbst Software entwickelt habe, für einen Kunden ein Angebot ausgearbeitet und ihm präsentiert, das überhaupt nichts mit seinen Anforderungen zu tun hatte. Ich hatte mich nur auf die Aussagen der Vertriebskollegen verlassen. Diesen fehlte jedoch das fachliche Verständnis. Seitdem vermeide ich stille Post mit dem Kunden, wo immer ich kann. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann thematisiere ich das wenigstens und gebe den Beteiligten Gelegenheit, einzugreifen und Dinge klarzustellen.
Das Sich-in-den-Kunden-Hineinversetzen ist das vielleicht wichtigste Element unserer Arbeit und unserer Akquiseprozesse.

Wer sind Ihre Wunschkunden?
Die habe ich schon. Unternehmen mit Menschen, die gerne mit uns arbeiten, die uns als Partner sehen und nicht als Lieferservice für eine Dienstleistung.

Was bedeutet für Sie Erfolg?
Zufriedene Kunden. Und das Gefühl, etwas geleistet zu haben, als Person oder als Team.

Welche Marketingmaßnahme kam oder kommt am besten an?
Die ungewöhnlichen. Wir probieren (im Rahmen unserer sehr begrenzten Möglichkeiten) gerne neues aus und bekommen immer dort das beste Feedback, wo wir die Kunden überraschen.
Und natürlich die persönlichen Maßnahmen, bei denen man merkt, dass es sich nicht um ein Massen-Mailing handelt.

Ihr liebstes Social Media Tool?
Keines so recht. Beruflich nutze ich vor allem Xing, um mit Kunden und Ex-Kollegen im Kontakt zu bleiben. Privat nutze ich am liebsten Twitter, aber eigentlich nur lesend.

Welche Frage sollte sich eine Unternehmerin oder ein Unternehmer mindestens einmal stellen?
Wo will ich hin? Wie soll mein Unternehmen aussehen?
Diese Frage sollte man sich nicht nur einmal, sondern immer wieder stellen. Ich habe gelernt, dass man zwar viele Ratschläge zur Gründung und zur Unternehmensführung bekommt, aber dass oft der Hinweis darauf fehlt, welches Ziel man damit erreicht. „Jedes Unternehmen braucht…“ oder „Als Unternehmer muss man…“ liest und hört man oft. Das Wozu ist dann nicht erklärt. Und manchmal passt das Ziel nicht zum eigenen Unternehmen, grundsätzlich oder in der aktuellen Situation.

Wann und wo trinken Sie Ihren Espresso am liebsten?
Dort, wo die Menschen sind, mit denen ich gerne einen Espresso trinken möchte. Und dann, wenn diese Menschen auch da sind.

Vielen Dank für das Gespräch, Alexander Reschke!

 

Foto: konsort

Comments (2)

  1. Hmmm…irgendwie hatte ich jetzt mehr erwartet. Aber gut. Die Aussage, dass Unternehmen sich zu selten Gedanken über ihre wirklichen Ziele machen bestätigt und beängstigt mich zugleich. Denn auf der anderen Seite verschließen sich Unternehmer/innen aus KMU extrem stark gegenüber „Consulting“ Dienstleistungen. Ich habe hierbei das Gefühl, diese Ablehnung ist noch stärker als vor einigen Jahren. Es wäre interessant gewesen, was seine Meinung für die Gründe ist.

    Hierzu auch: „In den Kunden hineinversetzen“ ist eine schöne Theorie, die wohl jeder halbwegs professionelle Marketeer beherrscht und berücksichtigt. Damit ist es aber längst nicht mehr getan. Denn unser Berufsstand sollte sich mal eher Gedanken dazu machen, warum selbst bei akuten Herausforderungen, wie z.B. employer branding, so wenig Offenheit herrscht. Unsere Erfahrung ist in der Regel, dass KMU von werbischer Kommunikation dermaßen überfordert sind, dass jegliche Mechaniken nahezu außer Kraft gesetzt sind. Ob große Relevanz, innovative Kommunikation oder persönliche Ansprache. Eigentlich wollen die meisten einfach nur in Ruhe gelassen werden und überhaupt nichts ändern. Es sei denn, der Leidensdruck wird existenziell bedrohlich. Dann kann es nicht schnell genug gehen und leider sind dann weder Ruhe noch Geldmittel in ausreichendem Maße vorhanden. Hier läuft vieles total schief, was sich meiner Meinung nach vorrangig aus einem extrem schlechten Image der Consultingbranche als Solche erklärt.

    • Maren Martschenko

      Lieber Herr Marquardt, ich lese viel Frust aus Ihrer Antwort. Für mich gehört zum „sich in den Kunden hinzuversetzen“ auch zu erkennen, dass die potenziellen Kunden strategischer Beratung eben gar nicht den Schmerz fühlen, den wir als Berater zu sehen. Es sagt doch kein Mittelständler „Wir müssen da mal was in Sachen Employer Branding machen“ oder „Wir müssen an unserem Produktportfolio arbeiten, um auch künftig den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden“. Diese Unternehmen, gerne als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet, werden gerade zermahlen von den neuen Anforderungen durch zunehmende Digitalisierung, Globalisierung, Post-Wachstum-Ökonomie. Das ewige Postulat „Schneller-höher-weiter“ ist an seine Grenzen gekommen, die Datenfülle führt zu Informationsfrust statt -Lust, der wettbewerbsdruck steigt, junge Mitarbeiter stellen andere Anforderungen an ihre Arbeitswelt. Allein im Tagesgeschäft stehen so viele kleinteilige und vielschichtige Entscheidungen an, dass für die großen Fragen keine Zeit bleibt. Nun leben wir als strategische Berater aber genau davon. Und es ist ja auch essenziell, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Es ist dem angeschlagenenen Image der Berater nicht zuträglich, mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Welt zu laufen und zu sagen „Du musst aber, lieber Unternehmer“. Und eine Strategie des Jammerns führt auch nicht zum gewünschten Ziel. Also wie könnte es klappen, dass Unternehmer Zeit und Geld in ihre eigene Zukunft investieren? Zuhören, zuhören, zuhören, konkrete Angebote machen. Siehe aktueller Blogbeitrag. Das gilt für uns Berater natürlich ganz genauso. In diesem Sinne: Lassen Sie uns die Schieflage gerade rücken 🙂

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