Bisher lief die Vorbereitung zu meiner Alpenüberquerung relativ entspannt. Es war Zeit für das nächste Level: Mit Übernachtung und mit Gepäck. Auf Empfehlung von @gipfelglueck wanderte ich auf den Hochgern und übernachtete im Hochgernhaus. Es hieß, die Aussicht von dort oben solle grandios sein.
Ausgangspunkt für die Tour war der Wanderparkplatz in Marquartstein. Wir haben die Aufstiegsvariante über die Schnappenkirche und die Staudacher Alm gewählt. Eine gute Entscheidung! Denn dieser Weg ist deutlich abwechslungsreicher als die Variante über die Agerschwendalm.
Wir hatten leider Pech mit dem Wetter. Es regnete durchgehend. Die angekündigte großartige Aussicht war dementsprechend nicht vorhanden. Dafür haben wir viele wunderschöne Schnecken und Lurche gesehen, die bei dem Regen aus ihren Löchern gekrochen kamen. Als wir nach etwa drei Stunden den Wiesenkessel unterhalb des Gipfels erreichten, wurden wir mit einem aufreißendem Wolkenhimmel belohnt. Der Blick auf den Chiemsee, der sich zwischen den Wolkenbergen zeigte, war mystisch schön. Die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel des Hochgern meisterten wir leicht.
Von dort stiegen wir nach einer kurzen Verschnaufpause hinab zum Hochgernhaus. Dort standen wir vor verschlossenen Türen. Der Wirt hatte wegen des schlechten Wetters wohl angenommen, dass niemand käme. Zum Glück hatte er sich nicht weit vom Haus entfernt seinen Weidezäunen gewidmet und empfing uns dann doch noch mit dem für viele Bayern typischen Grantlercharme. Versöhnt waren wir endgültig als wir auf der Terrasse in der Sonne bei Weißbier und Erbsensuppe den Blick auf die Alpen genießen konnten. Atemberaubende Aussicht. Der vierstündige Aufstieg im Dauerregen hatte sich gelohnt. Und mit meiner neuen Top-Wander-App „Peak Finder“ wussten wir auch genau, welche Gipfel wir vor uns hatten. Hätten wir dann am Abend noch das erste Spiel der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft im Radio verfolgen dürfen, wir wären selig gewesen. Leider war der Wirt mehr Schlager- als Fußballfan.
Nach einem einfachen Frühstück brachen wir am nächsten Tag wieder im Regen über die Agerschwendalm Richtung Tal auf. Die Forststraße hinab war zwar nicht so spannend wie der Aufstieg, aber dafür deutlich einfacher. Nach knapp eineinhalb Stunden kamen wir am Parkplatz in Marquartsein an.
Eine wunderschöne, gut machbare Tour. Absolut empfehlenswert! Auch bei Regen. Denn zwei Vorteile hatte die Schlechtwetterlage: Erstens hatten wir Gipfel und Hütte für uns allein. Zweitens war die Tour ein super Test für meine Ausrüstung. Denn danach war klar: Es musste unbedingt eine Regenhülle für meinen neuen Rucksack und eine neue Jacke her. Bei letzterer bin ich einer Empfehlung von @hiking_blog gefolgt und habe mir die Damenvariante der Outdoor Research Paladin Jacket bei Bergfreunde.de im Angebot bestellt. Der nächste Regen kommt bestimmt.