Sonntag. Ruhetag. Draußen -12 Grad Celsius. Drinnen gemütliche Couch. Beste Voraussetzungen, mich heute mal wieder Ulrich Grobers Buch „Vom Wandern. Neue Wege zu einer alten Kunst“ zu widmen. Bislang war ich über die Einführung nicht hinaus gekommen. Es kann kein Zufall sein, dass ich ausgerechnet in der Woche der ersten Schneeschuhwanderung meines Lebens das erste Kapitel lese: „Auf Schneeschuhen“. Ulrich Grober beschreibt auf wunderbare Weise anschaulich Gefühle und Geräusche dieser besonderen Art des Gehens mit ihrer tapsigen Schwerfälligkeit. Ich entdecke mich wieder, wenn er vom Knirschen, Knarzen und Knarren beim Fortbewegen spricht. Oder die Tierspuren von Hasen und Füchsen, die wir bei den Sommerwanderungen nie so wahrnehmen, beschreibt. Und wie die abgrundtiefe Stille des Winterwaldes beim Innehalten sogar den eigenen Herzschlag hörbar werden lässt. Er fasst den Reiz des Schneeschuhwanderns in einem Satz zusammen: „Beim monotonen Gehen durch das weiße Schweigen kann man in sich selbst einsinken.“
Ulrich Grober schreibt aber auch von der Geschichte des Schneeschuhwanderns, das eine der ältesten Arten der Fortbewegung im Winter ist – älter als Skifahren. Grimms Wörterbuch berichtet unter dem Stichwort „Schneereif“ mit Bezug auf eine Quelle aus dem Jahr 1575 über Bergleute, von denen etliche zu entlegenen Erzstollen wanderten.
Das hat mich neugierig gemacht. Ich wollte gerne wissen, wie die Schneeschuhe damals ausgesehen haben und bin auf die obige Zeichnung gestoßen, die die Zeitschrift „Der Schneeschuh.“ aus dem Jahr 1893 illustriert. Am linken Bildrand sieht man die einfachen Modelle aus Holz und Lederriemen.
Auch Adalbert Stifter (1805-1868) erwähnt die „Schneereifen“ in seiner Literatur. Wie überhaupt der Winter und seine Landschaften in dessen Literatur eine wichtige Rolle einnehmen. Ein paar seiner Geschichten von Schneestürmen und eiszapfenbehangenen Hochwald haben Ulrich Grober inspiriert, einige Tage auf Schneeschuhen durch den weißen Böhmerwald zu wandern. Interessanterweise habe ich genau dort meinen Sommerurlaub 2010 verbracht und kenne diese wilde Moldaulandschaft. Es wäre sicher spannend, die gleiche Landschaft noch einmal in weiß getaucht zu durchwandern. Auch bei unserer Schneeschuhwanderung am Taubenstein war ich überrascht, wie verändert die Berge, die ich im Sommer schon oft erklimmt hatte, in ihrem weißen Wintermantel wirkten.
Schneeschuhwandern ist ein Perspektivenwechsel der besonderen Art: Auf die Umwelt und auf sich selbst.